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„Wolkenatem“, kinetische Installation von Bettina Bürkle und Klaus Illi in der Wendelinskapelle vom 7. - 28. 9. 2025
Tief einatmen fast nicht möglich... Die Eröffnung der Rauminstallation Wolkenatem von Bettina Bürkle und Klaus Illi am Sonntag in Weil der Stadt zog so viele Interessierte an, dass die beruhigende Wirkung der sich in einem ausgeklügelten Rhythmus mit Luft füllenden und leerenden Wolkenformen fast nicht zum Tragen kam. Dafür sollte man wiederkommen, wenn es leerer ist.? Sehr wohl aber beeindruckte die langsame Choreographie der immensen Volumina aus Fallschirmseide unter der hohen Decke der Wendelinskapelle. Große Freude machte es auch den Grußworten der stellvertretenden Bürgermeisterin Luise Klingler und den einführenden Worten Clemens Ottnads zuzuhören.? Erstere wies auf die Möglichkeit hin, in dieser Ausstellung für einige Augenblicke inne zu halten und uns zu erinnern, dass „vieles, was uns trägt, leise bleibt: Gewohnheiten, Takt, Zusammenhänge“. Eine öffentliche Schau wie diese ermögliche darüber hinaus „gemeinsamen Austausch, im Gespräch, in der Begegnung“. Klingler lobte die für die Stadt identitätsstiftende Arbeit des Kunstforums als unverzichtbar und betonte auch die Wichtigkeit, diese Art von Kulturinitiative zu unterstützen. Eine wunderbare Wertschätzung nicht nur für das Künstlerpaar, sondern auch für die Ehrenamtlichen, insbesondere für diejenigen, die diese Ausstellung im Hintergrund begleiteten. Cloudspotters and dreamers - Welcome! So - naja so ähnlich - schloss C. Ottnad seine einführenden Worte zur raumfüllenden Wolkeninstallation von Bettina Bürkle und Klaus Illi bei der Eröffnung am 7.9.25 ab. In der Wendelinskapelle atmen seit dem die Wolken in ausgeklügelter Choreographie. Riesige Volumina aus Stoff füllen sich und leeren sich mit Luft. Die mit dem 5m-Durchmesser langsamer als die kleinen. Aber während sich hier noch der runde Wolkenbaldachin ausbildet, senkt sich dort schon wieder die erschlaffende Stoffbahn. Manchmal kommen sie gemeinsam zum Stillstand in vollständig aufgeblasener Form, um dann wieder in den eigenen Rhythmus zu fallen. Die Technik ist gut versteckt. Betrachtende haben so doch einiges zu schauen. Gucken in die Luft - wie beim Struwwelpeter der Hans - siehe Einführungsrede Ottnad, Blaumarkierung bitte anklicken!
Die 1953 und 1961 geborenen Künstler studierten beide an der Staatlichen Akademie der Künste Stuttgart. Nach zahlreichen Studienaufenthalten und Stipendien u.a. in Berlin, Paris und New York begannen sie in den frühen 2000er Jahren mit der gemeinsamen Arbeit an „Wolkenatem“ und „Pflanzenatem“, einer Version, in der sich pflanzenartige Formen aus dem Boden „wachsen“ und dann wieder vergehen. Mit diesen kinetischen Installationen bespielten sie schon zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.
Das Ende der großartigen Ausstellung wurde mit der vorgezogenen Finissage von „Wolkenatem“ von Bettina Bürkle und Klaus Illi am Samstag in der Wendelinskapelle gebührend gefeiert. Die freundliche Nahbarkeit des Paares und ihr Interviewpartner Peter Schlotter ermöglichten einige weitere Einsichten während und nach der „offiziellen“ Gesprächssituation: Beide haben Keramik studiert und erweiterten später ihr Materialrepertoire - Bürkle mit Pappen aus den Straßen New Yorks und Illi mit Staubsaugerbeuteln - um das bildhauerische Thema von Hülle, Innen- und Außenraum besser zu erfassen. Weitere Erfahrungen mit großstädtischen Abluftinstallationen und kleinstädtischem Sauberkeitsfimmel führten seit 1999 zu der gemeinsamen Arbeit an riesigen Sälen voll mit „atmenden“ Wolken- und Pflanzen. Das Wort „einatmen“, so erfuhren Besuchende der Veranstaltung steckt auch in „Inspiration“, gemeinhin mit „künstlerischer Eingebung“ oder „Beseelung“ übersetzt.
Ebenfalls anwesend: Michel Loth, Künstler aus der Partnerstadt Riquewihr, der das Kunstforum und Weil der Stadt ab dem 16.11. mit seinen Malereien beglücken wird.
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