Kunst Forum Weil der Stadt

 

Selfie (klein) mit Lichtrad (groß) im Seilerturm-Verlies

„Der Keller, als Ort des Dunkeln, hat mich für das Licht inspiriert. Keller als Ort der Stille, der Einsamkeit, der Unbeweglichkeit, der Reflektion. Das Rad als Symbol der Fortbewegung, des eher lauten Fortschritts überhaupt, ist in diesem Falle als Hinterfragung aller Bewegung und Entwicklung zu verstehen. Dieses riesige Wagenrad ist in einem Keller eingesperrt ... wie kam es dorthin? Ist es vergessen worden? Warum leuchtet es?  Was bedeutet es? Es kann als eine Anregung zu einer geistigen Bestandsaufnahme verstanden werden. Vergangenheit und Zukunft sind hier zusammen eingesperrt und reflektieren ihre Bedeutung. Das Leuchten soll uns auf dem Weg unserer Gedanken begleiten. Die Arbeit besteht aus Robinienholz, welches mit Schwarzlicht angestrahlt wird.“ Johannes Pfeiffer (Honau, 2014), seine Installation „Lichtrad“ im Seilerturm im Südosten der Stadtbefestigung von Weil der Stadt ist immer Sa+So 11-17 Uhr noch bis Ende Oktober 2024 zu sehen.

Beim Aufbau am 16. Juni (Foto) waren viele Helfer im Einsatz, ach ja, alle mehr oder weniger ergraut; 30 Jahre Kunstforum gehen nicht spurlos an den Mitgliedern vorüber. Neue, auch junge Gesichter werden bei uns herzlich begrüßt, gern mit frischen Ideen - Kontakte vor Ort oder hier auf der Website (Kontakt).

 

Johannes Pfeiffer, „Transitorische Antipoden“, Installation an der Stadtkirche

Eine faszinierende Ästhetik zeichnet alle Arbeiten des Künstlers aus. Schönheit, und eine Gedankenvielfalt, die den Betrachter beflügelt. An vielen Orten der Welt, 2024 in Weil der Stadt.

„Stein und Licht, Architektur und Raum, Konstruktion und Offenheit, Zeit und Vergänglichkeit sind die Elemente, die Johannes Pfeiffer in seinen skulpturalen Ereignissen einsetzt, hervorbringt, erforscht.

Immer geht es dabei darum, das Zusammen- und Gegenspiel dieser Ingredienzien zu erfassen, einen mitunter überraschenden Dialog zwischen den unterschiedlichen Komponenten zu eröffnen. Zugleich tasten seine Skulpturen die Spanne komplementärer Begriffspaare ab, die für die Kunst des 20. Jhdts fundamental geworden sind: Figur/Raum, Volumen/Leere, Schwere/Leichtigkeit, horizontal/vertikal, stabil/labil. Skulptur ist immer zugleich eine Grenze und ein Übergang.“ (Dr. Dorothée Bauerle-Willert)

Kirche Kunst

Der Titel der Installation an der Stadtkirche „Transitorische Antipoden“ - er wirkt etwas abgehoben und das passt gar nicht zum umgänglichen, unprätentiösen Künstler Johannes Pfeiffer - ist durchaus stimmig:  transitorisch = vorübergehend, „das immerwährende Wandern und Wandeln im Rhythmus einer unsichtbaren kosmischen Uhr“ (Manfred Nägele, Einführungsrede zu Pfeiffers Installation ‚Gezeitenwende’ in Schorndorf); Antipoden = zwei Punkte einer Sphäre, die sich diametral gegenüberliegen, oder zwei Gegenspieler! Kirche und Kunst, wie auf dem Foto? Immerhin blickt Pfeiffer auf 2 Semester Theologie zurück und Pfarrer Gruber zeigt sich äußerst kunstinteressiert! Mit dem philosophischen Begriff Polarität würden aus Gegenspielern Freunde: Pole als zwei gegenüberliegende Enden ein und derselben Sache, untrennbar zu einer Einheit verbunden und einander bedingend; die Einheit von polaren Gegensätzen wie Yin und Yang im Daoismus...

Unsere Jubiläumsaktion ist jedenfalls vorübergehend und neigt sich dem Ende zu. Pfeiffers Installationen sind noch bis Oktober erlebbar, das ‚Lichtrad’ im Seilerturm ist Sa+So 1117 Uhr zugänglich!

 

Kunst im öffentlichen Raum von Weil der Stadt wurde von Nachtwächter Gerd Diebold kürzlich in seinen nächtlichen Rundgang aufgenommen:  „Mit seiner Installation „Lichtrad“ im Turm möchte Johannes Pfeiffer Leben und Leid im Mittelalter thematisieren!“

Mit dieser Einleitung und nach Infos zur Geschichte des Seilerturms ließ er die Teilnehmer in Kleingruppen hinter den dunklen Vorgang treten und dann mit dem von Schwarzlicht beleuchteten Wagenrad aus geschliffenem Robinienholz allein.

Die majestätische Größe des sauber konstruierten Rades im engen Verließ überstrahlt die Erbärmlichkeit gedanklich hier eingesperrter Kreaturen, das Symbol der Freiheit in Mauerwerk eingezwängt  –  gute alte Zeiten? . . .  

 

Im Jubeljahr „30 Jahre Kunstforum“ bleiben die Installationen von Johannes Pfeiffer noch bis Ende Oktober weiterhin erlebbar: „Transitorische Antipoden“ an der Stadtkirche St. Peter und Paul ist ohnehin frei zugänglich, der Seilerturm an der Würm (zu erreichen über die Stuttgarter Strasse 62 hinterm Gasthaus ‚Rössle’) wird an den Wochenenden immer von 1117 Uhr geöffnet!

Informationen zur Arbeit Johannes Pfeiffers finden sich hier im Archiv / 2024 / Johannes Pfeiffer... - bitte klicken Sie auf die PDF Interpretation der Installation Transitorische Antipoden durch Kunsthistorikerin Dr. Karin Stempel !